Austausch bewirkt Wunder!
Chilenisches Spanisch
Christina, viele Austauschschüler*innen, die ihren Austausch in nicht-englischsprachigen Ländern verbringen, sprechen die Sprache ihres Gastlands noch nicht. Mit welchen Sprachkenntnissen bist du in deinen Austausch gefahren? Welche Gedanken und Gefühle hattest du dabei?
Vor meinem Austausch hatte ich schon 3 Jahre Spanisch in der Schule, allerdings konnte ich nicht wirklich viel mehr als die ganzen Basicsachen. Natürlich war ich sehr nervös wie ich das mit der Verständigung dann anstellen sollte, aber auf der anderen Seite habe ich es mir einfach nur total lustig vorgestellt, nichts zu verstehen und nur mit Händen und Füßen sprechen zu können.
Wie erging es dir mit diesen Sprachkenntnissen?
Überraschend gut! Zwar habe ich die ersten paar Tage überhaupt nichts verstanden, aber dank Pantomime und Zeichnungen hat dann doch alles funktioniert. Und ein paar Missverständnisse und Lachkrämpfe später habe ich dann schon langsam den Dreh rausgehabt und begonnen, die ersten Wörter und Phrasen zu verstehen. Nach ungefähr 5 bis 6 Wochen habe ich dann wirklich alles verstanden und ca. 3 Monate nach meiner Ankunft beherrschte ich die Sprache perfekt.
Was ist das Besondere an der Sprache deines Gastlands?
Das Besondere am Chilenischem Spanisch ist wahrscheinlich, dass sie dort einen wirklich starken Dialekt sprechen. Ungefähr so stark wie Vorarlbergerisches Deutsch. Das hat am Anfang natürlich ein paar Verständnisschwierigkeiten mehr gebracht, da man nichts wirklich im Wörterbuch findet. Aber im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich diesen Dialekt liebe, weil es für die meisten Dinge andere und oft lustigere Namen gibt.
War es am Anfang schwierig, die Menschen zu verstehen? Dich mitzuteilen? Kannst du uns von einem einprägsamen Erlebnis berichten?
Teils-Teils. Natürlich habe ich das Wenigste auf Anhieb verstanden, aber Chilenen sind so offene Menschen, dass sie es mir auch hunderte Male versucht haben zu erklären mit allen möglichen Mitteln. Außer Englisch, denn das kann dort wirklich keiner sprechen. Aber ich hatte nie das Gefühl allein oder an den Rand geschoben zu sein, wegen meines schlechten Verständnisses. Ein einprägsames Erlebnis war mit Sicherheit wie der Direktor mich der ganzen Schule bei einer Versammlung vorstellen wollte und mir auf einmal ein Mikrofon in die Hand gedrückt hat und wollte, dass ich etwas sage. Nur konnte ich noch kein Wort Spanisch und schaute nur verloren in die Menge, und 1000 erwartungsvolle Schüler starrten mich zurück an. Oder was anfangs noch schwer war, war Einkaufen zu gehen da man nie sagen konnte was genau man eigentlich haben wollte.
Hast du einen Sprachkurs absolviert oder hast du dir die Sprache selbst beigebracht? Welche Erfahrung hast du damit gemacht?
Also eigentlich habe ich mir Spanisch selbst beigebracht, vor allem dank viel Geduld meiner Freunde, Familie und Klassenkollegen, die gewisse Sätze oft hunderte Male vorgesprochen haben bis ich es verstanden habe. Aber im Grunde lernt man die Sprache so wahnsinnig schnell und nebenbei, dass ich nicht wirklich sagen kann, dass ich je extra gelernt habe. Es kommt einfach mit der Zeit und man wundert sich im Nachhinein eigentlich nur wie man zu dem ganzen Wortschatz und Verständnis gekommen ist. Austausch bewirkt eben wahre Wunder!
Manche Austauschschüler*innen lesen Kinder- oder Märchenbücher, um die Sprache leichter und besser zu lernen. Was hast du getan, um die Sprache schnell zu lernen?
Das einzige was ich wirklich gemacht habe um die Sprache zu lernen, war viel SMS und Facebook Nachrichten zu schicken und, ob man's glaubt oder nicht, durch nur eine Konversation kann man so viele neue Wörter lernen! Weiters habe ich auch noch hin und wieder mich mit meinen Freunden dort gezwungen Filme und Serien rein auf Spanisch und ohne Untertitel anzuschauen. Zu guter Letzt war ich einfach den ganzen lieben langen Tag unterwegs und hab einfach probiert von den anderen so viele Sprachfloskeln aufzuschnappen wie nur möglich.
Erzähl uns von deinem Schlüsselerlebnis, an dem du gesagt hast - „Ich kann's!“
Der Moment, wo ich wirklich gemerkt hab, dass ich's jetzt kann, war als die Leute mich als echte Chilenin bezeichneten und sogar Fremde gemeint haben, ich würde akzentfrei und perfekt reden.
Was hat in deinem Fall besonders gut funktioniert? Welchen Tipp kannst du anderen Austauschschüler*innen mit auf den Weg geben, die Sprache leichter und besser zu lernen?
Wie schon oben erwähnt glaube ich, ist es das Beste, wenn man sich einfach viele Beschäftigungen sucht, denn da kommt man dauernd in Kontakt mit neuen Leuten und jede Person lehrt einem meistens neue und unterschiedlichste Wörter. Vor allem hat es den Vorteil, dass man so ganz verschiedene Vokabel lernt, von Sport-, Musik oder Freizeitvokabeln ist dann alles dabei. Und vor allem das wichtigste, vermeiden Englisch zu sprechen, sondern sich beinhart zwingen nur die Sprache des Gastlandes zu reden!