Cheerleading, Acting und Schulgemeinschaft
Johanna in einer US-amerikanischen Highschool
Welche Erinnerung kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du an deinen ersten Schultag in den USA zurückdenkst?
Das sind wahrscheinlich die vielen Leute, denen ich begegnet bin. An nur einem einzigen Tag habe ich in so vielen Menschen nicht nur tolle Mitschüler, sondern auch echte Freunde gefunden – das fand ich wirklich überwältigend.
Kannst du uns von deinem schönsten Erlebnis in der Schule erzählen, etwas, das du für immer mit deinem Austausch verbinden wirst?
Cheerleading – Training stand jeden Tag nach dem Unterricht bei mir am Programm und das hat mich wahrscheinlich mehr als alles andere in meinem Austauschjahr geformt! Natürlich war es manchmal anstrengend, aber wenn man dann jeden Freitag auf dem Football Feld steht und die Schulmannschaft anfeuert, gemeinsam mit etlichen SchülerInnen die auf der Tribüne mitjubeln und singen, zahlt sich die harte Arbeit mehr als nur aus.
Berichte uns von dem Moment, an dem du gemerkt hast, dass du nun zur Schulgemeinschaft gehörst und in den Schulalltag integriert warst!
Das durfte ich, beginnend mit dem allerersten Tag, an jedem einzelnen Schultag erleben. Eine Highschool hält zusammen und jedes Mitglied – ob SchülerIn oder LehrerIn – ist ein unverzichtbarer Teil davon. Das habe ich am ersten Tag gemerkt und fühlte mich dadurch an jedem noch so alltäglichen Schulalltag zugehörig!
Welche Schultypen gibt es in den USA? Welchen Schultyp hast du besucht? Mit welchem Schultyp in Österreich ist er am ehesten vergleichbar?
Ich bin auf eine typische öffentliche Highschool gegangen was einem typischen allgemeinen Gymnasium hier gleicht. Sonst gibt es außerdem noch private Highschools mit besonderen Schwerpunkten, die man natürlich bezahlen muss. Generell sind alle Schulen auf secondary level in den USA aber systematisch gleich aufgebaut.
Welche Gegenstände wurden an deiner Schule unterrichtet? Kannst du uns von Fächern berichten, die es an deiner österreichischen Schule nicht gibt?
Es gibt so viele Fächer, die würden gar nicht auf eine A4 Seite passen. Insgesamt wählt man acht, von denen vier Fächer verpflichtend sind: Ein Mathe-, ein Naturwissenschafts-, ein Englisch- und ein Sozialwissenschaftsfach. Die anderen vier Fächer sind „Electives“ und da kann man so ziemlich alles wählen: Am Beispiel meiner Schule ging das von Fotografie und Kochen über Kriminalkunde, Forensik und Psychologie bis hin zu Keramik, Gärtnern und Kindentwicklung. Besonders gerne mochte ich mein Fach „Acting“, wo wir am Ende ein Theaterstück aufführten!
Hast du so ein Fach belegt? Wie schwer war es für dieses Fach zu lernen? Wie schwer oder leicht ist dir die Schule generell gefallen?
Generell traue ich mich zu sagen, dass in Amerika viel weniger von einem verlangt wird als in österreichischen Schulen und es mir darum sehr leicht gefallen ist, mitzukommen und gute Noten zu haben! Die neuen und mir zuvor fremden Fächer sind da nicht auffällig mehr Arbeit, da ja jeder Schüler jedes Jahr neue Fächer hat und alle Schüler in diesem Sinne „neu“ sind und fremde Klassenzimmer betreten. Am schwersten war da noch Mathematik, weil sie viele andere Begriffe verwenden und so wurde auch Stoff, den ich schon längst von zuhause kannte, zu einer kleinen Herausforderung.
Wie wirkten die Beziehungen zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen in deiner Gastschule auf dich? Wie hast du das Verhältnis zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen im Gegensatz zu dem in deiner Schule in Österreich erlebt?
Das ist ein extrem anderes Verhältnis als ich es hier in Österreich erfahre! SchülerInnen und LehrerInnen sind auf einem Niveau dort: Alle LehrerInnen wollen ehrlich das Beste für ihre Schüler und helfen immer und überall. Ich habe auch das Gefühl, dass sich LehrerInnen viel verantwortlicher für die SchülerInnen dort fühlen: Sie sorgen sich um deren Noten, genauso wie um ihr Wohlbefinden und mentale Gesundheit.
Erzähl uns ein bisschen von deiner Schulklasse!
Schulklassen in diesem Sinne gibt es in Amerika nicht. Jeder Lehrer hat ein Klassenzimmer und in einer kurzen Pause zwischen dem Unterricht, gehen alle SchülerInnen von Lehrerzimmer zu Lehrerzimmer. Das scheint einem zu Beginn recht seltsam, wenn man das österreichische System einer vertrauten Klassengemeinschaft gewohnt ist. Allerdings lernt man gerade dadurch ebenso viele Leute in kürzester Zeit kennen!
Konntest du Freund*innen an deiner Schule finden? Was kannst du uns von ihnen erzählen?
Durch das amerikanische System hat man in jedem Fach andere Freunde, was wirklich lustig ist! Meine beste Freundin hatte ich jedoch in meinem Theaterfach. Wir haben meistens miteinander Lunch verbracht und oft auch nach der Schule oder am Wochenende die Freizeit gemeinsam verbracht.
Welche Aktivitäten wurden an deiner Schule neben dem Unterricht angeboten? Kannst du uns von so einer Aktivität erzählen, an der du selbst teilgenommen hast und die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Es gibt in den Highschools so viele sportliche Aktivitäten nach der Schule, da ist wirklich für jeden was dabei. Für mich war es Cheerleading. Nichts hat mein Austauschjahr so sehr geprägt! Jeden Freitag haben wir bei den Football- und Basketballspielen gecheered und letztendlich sind wir auch zu den Cheer-Meisterschaften gefahren! Diese Erlebnisse werde ich echt niemals vergessen!
Welche Erfahrungen hast du speziell aus deinem Schulalltag für dein Leben mitgenommen?
Dadurch, dass ich nicht mit einer selben Freundin den ganzen Schultag verbringen konnte, war ich darauf angewiesen, auf Leute zuzugehen und mich bekanntzumachen. Ich war nie sehr schüchtern, aber andauernd mit zuerst fremden Menschen zu interagieren, zu tratschen und Zeit zu verbringen hat meinen sozialen Charakter mehr als alles andere gestärkt.
Wenn dich ein*e angehende*r Austauschschüler*in fragen würde, was wäre dein wichtigster Ratschlag für das Leben als Schüler*in an deiner Schule in den USA?
Nimm an der Schule teil! Gehe zu Events (und davon gibt es an Highschools genügend!), werde Teil eines Sportteams – auch wenn du den Sport noch nie zuvor ausprobiert hast – und besuche Clubs! Ich kann gar nicht vermitteln, wie sehr man es genießt, sich als echten Teil der Schulgemeinschaft zu fühlen - und aktiv dabei sein ist nunmal der allerbeste Weg!