Gelebtes Weihnachten
Georgine

Gelebtes Weihnachten

Heuer mit mexikanischen Einfluss

Ein großes Weihnachtsfest
YFU Austria:

Wie feiert ihr Weihnachten normalerweise?

Georgine:

Nachdem wir Christen sind und in das Geschehen unserer Kirche im Markt Pöllau eingebunden sind (Papa Werner ist Organist und Chorleiter) spielt sich der größere Teil von Weihnachten zu Hause ab, ein Teil in der Kirche. Auch wenn unsere großen Kinder aus der Kirche ausgetreten sind, feiern wir das Fest christlich, weil auch sie der Meinung sind, dass wir mehr Frieden, Freude, Licht und Liebe in der Welt und auch für uns selber brauchen. Unser jährliches Ritual konnten wir also beibehalten.

Der Ablauf des Weihnachtstages: Am Vormittag wird der Christbaum von den Leuten geschmückt, die dazu Lust haben. Auch gekocht wird von denen, die Lust dazu haben. Wer gerne mag, stellt die Krippe auf. Wohlgemerkt: immer haben wir ein fein zubereitetes Essen und einen schön geschmückten Christbaum und die Krippe wird auch immer aufgestellt.

Am späten Nachmittag setzen wir uns in der Küche zusammen um das letzte Mal Advent zu feiern. Das dauert meist circa eine Stunde, weil wir viele Leute sind - heuer waren wir 10. Jeder darf sich sein Lieblingslied aussuchen und wenn jemand eine Geschichte oder Ähnliches hat, die er mit allen teilen möchte, dann liest er/sie diesen Text. Meistens (das heißt - in den letzten Jahren) machen wir auch eine kleine Meditation, so wie diese: Ein Chiffontuch wird als Blume von einer zur nächsten Person gereicht, das heißt - man hält das Chiffontuch zuerst zusammengeknüllt, versteckt in beiden hohlen Händen, dann öffnet man ganz langsam beide Hände und das Chiffontuch kommt zum Vorschein, als Blume, die langsam ihre Blüten öffnet. Diese Blüte reicht man dem Nachbarn und bevor die Blüte überreicht wird, legt der Überreicher seine Wünsche (laut oder leise) für den Nachbarn in diese Blume und die Wünsche sollen so aufgehen, wie die Blüte (diese Meditation bringt immer viel Ruhe und Herzlichkeit in den Raum).

Zum Abschluss lesen wir das Weihnachtsevangelium, aber nur bis zu der Stelle, wo die Hirten beschließen nach Bethlehem zu gehen. Nun ziehen sich die "Kinder" ihre Schuhe und Jacken an, nehmen ihre Laternen und gehen hinaus in den dunklen Garten (natürlich nach Bethlehem, genau so wie die Hirten damals) und singen dabei: "Kommt wir geh'n nach Bethlehem" (obwohl die Kinder schon erwachsen sind, möchten sie auf diesen Teil der Feier nicht verzichten).
Inzwischen werden in der Stube die Kerzen am Christbaum angezündet (die Geschenke werden schon vor der Feier unter den Christbaum gelegt).

Die "Hirten" haben inzwischen Bethlehem erreicht, sie treten erst in die Stube ein, wenn sie das Lied "Es wird scho glei dumpa" von drinnen hören (das singen Werner und ich) und sie stimmen beim Eintreten mit ein in unseren Gesang.
Bei der Krippe steht für jeden eine Kerze und nun darf jeder seine Kerze bei der Krippe anzünden, als Symbol dafür selbst Licht zu sein - in Freude, Frieden und Liebe leben zu wollen - damit verbünden wir uns mit dem Kind in der Krippe und überhaupt mit allen Kindern auf der Welt.

Wir lesen das Evangelium fertig, bis zu der Stelle, wo die Hirten wieder zurück aufs Feld gehen. Dann singen wir noch viele Weihnachtslieder, die uns so einfallen. Durch die vielen Kerzen, den Tannenduft und den Gesang entsteht eine Bilderbuchatmosphäre, die wir alle immer sehr genießen.
Danach werden die Geschenke ausgepackt. Das versuchen wir immer der Reihe nach zu machen, aber meist gelingt das nicht und so wird's immer ein freudiges Durcheinanderauspacken mit ah und oh Rufen und vielen Umarmungen.
Dann setzen wir uns gemütlich an den Tisch und essen die vorbereiteten Speisen.

Werner (manchmal auch ich und diesmal auch Lucy, weil sie im Chor mitsingt) muss dann immer weg, weil er mit dem Chor in der Mette singt.
Am Christtag geht Werner (Lucy war diesmal auch dabei) wieder in die Kirche, weil die Messe immer vom Chor gestaltet wird.

Zu Mittag gibt es zu Hause wieder ein gemütliches Essen, das von den Zuhausegebliebenen zubereitet wird. Hungrig bleibt in diesen Tagen wohl keiner. Das Schmausen, vor allem von Weihnachtsbäckerei, bestimmt die Feiertage.

Der geschmückte Weihnachtsbaum
YFU Austria:

Hat sich dieses Jahr wegen eurem Gastkind etwas daran verändert?

Georgine:

Lucy und ihre 4 Gastschwestern haben ein (fast) mexikanisches Essen zubereitet. Das gibt es sonst nicht. Und, wir haben unseren Liedschatz erweitert, indem uns Lucy ein mexikanisches Weihnachtslied beigebracht hat. Grundlegend hat sich aber beim Feiern nichts verändert.

YFU Austria:

Was war für euch am schönsten? Was hat eurem Gastkind am besten gefallen?

Georgine:

Wie immer war für uns schön, dass unsere Familie einschließlich Oma beisammen waren - und, dass wir unser Gastkind und eine Freundin unserer Tochter mit deren Baby in unserer Mitte hatten, war eine Bereicherung für alle.
Für Lucy war am schönsten: die Medidation mit der Blume, das Singen beim Adventkranz, der Weg nach "Bethlehem" - besonders das Singen während des Gehens, eigentlich war alles schön - auch das mexikanische Weihnachtslied, das wir gesungen haben.

YFU Austria:

Wie unterscheidet sich Weihnachten hier von Weihnachten im Heimatland eures neuen Kinds?

Georgine:

Dort gibt es keinen Schnee und kein kaltes Wetter. In der Adventzeit gibt es keinen Nikolaus aber dafür am 25.12. Santa Claus. Einen Adventkranz für die Adventzeit und Adventfeiern gibt es nicht.

Auch in Mexiko ist Weihnachten ein Familienfest. Alle kommen zusammen und es gibt viel Essen. Nach dem Essen werden Geschenke verteilt. Viele Familien haben einen Christbaum, meistens mit elektrischer Beleuchtung.

YFU Austria:

Was wird euch nächstes Weihnachten ohne euer Gastkind am meisten fehlen?

Georgine:

Tja, diese Frage kann ich beim besten Willen heute noch nicht beantworten.
Ich nehme aber an, dass uns nichts fehlen wird, da wir es gewohnt sind, dass sich die Familie zu Weihnachten immer vergrößert.
Fast zu jedem Weihnachtsfest lädt eines unserer Kinder, aus verschiedensten Gründen, einen oder mehrere Freunde ein, um Weihnachten mit uns zu verbringen.
Wir Eltern nehmen die Situation (nach Absprache mit allen Familienmitgliedern) so an, wie sie kommt und das funktioniert auch immer gut. Es sind dann zwar immer mehr Leute im Haus, dafür aber auch mehr Helfer, denn jeder wird ins weihnachtliche Geschehen mit eingebunden.
Wohl aber erinnern wir uns zu diesem Zeitpunkt gerne an unsere Gastkinder oder anderen Gäste und tauschen unsere Erinnerungen an sie aus (meist sind es lustige oder komische).