Zuhause in Australien
Luisa

Zuhause in Australien

Schüleraustausch Down Under

Positive Lebenseinstellung, Freundschaften fürs Leben und jede Menge Erfahrung - Ein Austauschsemester kann viel verändern. Luisa erzählt!
YFU Austria:

Welche Erinnerung kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du an deinen ersten Schultag in Australien zurückdenkst?

Luisa:

Wenn ich an meinen ersten Schultag zurückdenke, muss ich lachen! Ich war wahnsinnig nervös, saß erwartungsvoll mit meiner Gastschwester aus Argentinien auf den Bänken der Turnhalle und habe irritiert auf das riesengroß aufgezeichnete Logo meiner Schulmannschaft der "Wildcats" gestarrt und gedacht: "ich bin in einem Film gelandet!". Es hat jedoch nur zirka 2 Minuten gedauert, bis ich mich in dieses Land und die Menschen verliebt habe und genauso leicht war es auch, mich in meiner Schule voll von Australiern und umgeben von Australien wie Zuhause zu fühlen.

Eine große Leidenschaft meiner Gastfamilie war es zu reisen und mir so viel wie möglich von Australien zu zeigen.
YFU Austria:

Kannst du uns von deinem schönsten Erlebnis in der Schule erzählen, etwas, das du für immer mit deinem Austauschjahr verbinden wirst?

Luisa:

Das Schönste für mich waren weniger die großen Ereignisse, sondern die kleinen Dinge, die zeigten, dass ich nicht mehr nur 'die Austauschschülerin' war. Es reicht nicht, von nur einem Erlebnis zu erzählen um dieses Gefühl, das ich bekomme, wenn ich an meinen Austausch denke, zu beschreiben! Die Tatsachen, dass nach ein paar Wochen immer ein Platz zwischen meinen Freunden für mich frei war, immer jemand nach der Schule bei meinem Schließfach gewartet hat und ich zu jeder Party eingeladen wurde oder dass niemand sich mehr angestrengt hat, ein deutliches Englisch mit mir zu sprechen - all das zusammen ist der Grund, dass ich heute von Australien als "mein zweites Zuhause" sprechen kann.

YFU Austria:

Berichte uns doch von dem Moment, an dem du gemerkt hast, dass du nun zur Schulgemeinschaft gehörst und in den Schulalltag integriert warst!

Luisa:

Das schönste Gefühl für mich war das Gefühl der Normalität. Alle Lehrer haben mich mit der Zeit nicht mehr speziell, sondern wie eine ganz normale australische Schülerin behandelt. Ein Moment, an den ich mich für immer mit einem Lächeln auf den Lippen erinnern werde, ist, als meine Freunde und ich in der Pause zusammensaßen und jemand mit einer Geschichte vom Jahr davor anfing. Alle lachten, woraufhin ich nachfragte, wo das denn war und sie sagten: "Weißt du nicht mehr? Bei diesem Camp! Oh! Ups! Da haben wir dich ja noch nicht einmal gekannt. Es fühlt sich so an, als wärst du schon immer da, als würden wir dich schon immer kennen!".

YFU Austria:

Welche Schultypen gibt es in Australien? Welchen Schultyp hast du besucht? Was ist das Besondere daran? Mit welchem Schultyp in Österreich ist er am ehesten vergleichbar?

Luisa:

Ich bin in Australien auf eine ganz "normale" High School gegangen, die sich von den anderen nur dadurch unterschieden hat, dass wir keine Schuluniformen trugen und mehr kreative Fächer zur Auswahl hatten. Da das Kurssystem in Österreich noch eher eine Rarität ist, kann man zumindest das selbstständige Aussuchen der Fächer eher mit der Universität als mit einem unserer Schultypen vergleichen. Jeder Schüler und jede Schülerin hat einen individuellen Stundenplan, mit Englisch als Pflichtfach und fünf frei zu wählenden Fächern.

YFU Austria:

Welche Gegenstände wurden an deiner Schule unterrichtet? Kannst du uns von Fächern berichten, die es an deiner österreichischen Schule nicht gibt?

Luisa:

An meiner Schule gab es eine riesige Auswahl von Fächern, von kreativen bis hin zu rein wissenschaftlichen. Ich habe mich für Psychology, English Language, English, Philosophy, Outdoor Education und Drama entschieden, wobei Outdoor Education eindeutig ein Fach war, das ich aus dem österreichischen Unterricht noch nicht kannte. Von Umweltschutz über Extremsportarten und Wasseruntersuchungen, bis hin zu Sportcamps mit Klettern, Kanu- und Radfahren war alles dabei.

YFU Austria:

Wie schwer ist es dir gefallen, für eines dieser, die es in Österreich nicht gibt, zu lernen? Wie schwer oder leicht fiel dir die Schule generell?

Luisa:

Ein paar Fächer waren schwieriger und andere eher einfach. Grundsätzlich ist mir die Schule aber recht leicht gefallen und hat mir auch großen Spaß gemacht. Dadurch, dass man sich die Fächer selbst aussuchen konnte und nur Englisch verpflichtend war, war die Arbeitsmotivation sowohl der SchülerInnen als auch der LehrerInnen groß und durch viel praktisches Arbeiten und eine interessante und interaktive Unterrichtsform musste ich fast nichts zusätzlich lernen, weil ich noch alles aus dem Unterricht wusste.

YFU Austria:

Wie wirkten die Beziehungen zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen in deiner Gastschule auf dich? Wie hast du das Verhältnis zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen im Gegensatz zu dem in deiner Schule in Österreich erlebt?

Luisa:

Der Umgang zwischen Schülern und Lehrern an meiner Schule war sehr viel lockerer als in Österreich, fast freundschaftlich, aber dennoch auf einem sehr respektvollen Level! Die Lehrer sind sehr darauf bedacht, jedes Individuum zu fördern. Sie haben mich von Anfang an sehr gefordert und bald wie eine "normale" Schülerin behandelt, was es mir erleichtert hat, mich schnell in die Gemeinschaft einzugliedern.

YFU Austria:

Erzähl uns doch ein wenig von deiner Schulklasse!

Luisa:

Da es in Australien das Kurssystem gibt, sitzt man in jeder Stunde mit anderen Jugendlichen im Unterricht, was am Anfang sehr ungewohnt war. Ich habe mich aber sehr schnell für dieses System begeistern können. Man lernt sehr viele verschiedene Menschen kennen und Freundesgruppen stellen eigentlich keine Barrieren dar. Jeder hat sich mit jedem verstanden und fast der ganze Jahrgang war miteinander befreundet!

YFU Austria:

Konntest du Freund*innen an deiner Schule finden? Was kannst du uns von Ihnen erzählen?

Luisa:

Es gibt nichts Leichteres in Australien, als Leute kennenzulernen! Die Menschen sind sehr offen und herzlich. Von Anfang an sind die Leute in der Schule auf mich zugekommen und haben es mir leicht gemacht, sie sofort in mein Herz zu schließen. Meine Freunde haben mich nie wie eine Fremde behandelt, die nur kurz auf Urlaub in Australien ist, sondern mehr wie eine alte Freundin, die nur zufällig am anderen Ende der Welt geboren wurde. Meine Freunde in Australien bedeuten mir sehr viel und ich weiß, dass das Freundschaften sind, denen die Distanz nichts anhaben kann.

YFU Austria:

Welche Aktivitäten wurden an deiner Schule neben dem Unterricht angeboten? Kannst du uns von einer solchen Aktivität erzählen, an der du selbst teilgenommen hast und die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Luisa:

Das zusätzliche Nachmittagsprogramm an meiner Schule war sehr vielseitig. Für Sportler, Künstler, Musiker,... für jeden war was dabei! Am meisten hat mich das 'After school drama' begeistert. Wir waren eine recht große Gruppe und gleichzeitig wie eine Familie. Es hat großen Spaß gemacht, mit den anderen zu improvisieren, Stücke zu erarbeiten oder sogar selbst zu schreiben und diese dann auch vor Publikum aufzuführen. Das Gemeinschaftsgefühl ist einfach großartig!

YFU Austria:

Es gibt Länder, in denen man die Schule nicht mit normalen Straßenschuhen betreten darf. Kannst du uns von einer einzigartigen Regel erzählen, die es an deiner Gastschule gab?

Luisa:

An australischen Schulen gibt es für gewöhnlich Schuluniformen. Nur meine Schule war da eine Ausnahme und wird deshalb auch spaßhalber als Hippieschule bezeichnet, wobei es schon fast wieder eine Uniform war, dass wir keine Uniformen hatten! Die einzige Regel in meiner Schule war es, die Schultern bedeckt zu halten, wobei das mehr aus Schutzgründen gegen die Sonne als aus kulturellen Gründen war.

YFU Austria:

Welche Erfahrungen hast du speziell aus deinem Schulalltag für dein Leben mitgenommen?

Luisa:

Die Mentalität der meisten Australier ist so positiv, freundlich und motiviert, dass man sich nur anstecken lassen kann. Jeder kleine Erfolg wird gefeiert und Niederlagen werden als Möglichkeit für Besserung gesehen und alles was heute nicht funktioniert ist kein Problem - dann versuch ich es einfach morgen noch einmal! Ich habe sehr viel von dieser positiven und entspannten Lebenseinstellung mitgenommen, aber auch Ehrgeiz, seine eigenen Talente zu erkennen und zu fördern, mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt zu gehen und dass man in jedem Menschen und in jedem Tag etwas Positives finden kann.

YFU Austria:

Wenn dich ein*e angehende*r Austauschschüler*in fragen würde, was wäre dein wichtigster Ratschlag für das Leben als Schüler*in an deiner Schule im Gastland?

Luisa:

In Australien gibt es nicht viel, das man falsch machen kann, da die meisten Australier meiner Meinung nach grundsätzlich Fehler nur als eine lustige Geschichte für später ansehen! Das Wichtigste, finde ich, ist, Interesse zu zeigen, offen zu sein und fähig dazu sein, sich über die unglaublich positive Lebenseinstellung und die herzliche Art der Australier zu freuen und sich vielleicht das ein oder andere abzuschauen!